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Halloween, Football und ein Besuch in Kanada

In den letzten Wochen ist einiges passiert; es wurde ein neuer Präsident gewählt und es war Halloween; ich war bei einem Football-Spiel und in Seattle und in Vancouver, hatte meine Zwischenverteidigung der Masterarbeit – also viel Arbeit, aber auch eine gute Zeit. Chronologisch bin ich zwar etwas durcheinander gekommen, aber mit meiner Erzählung fange ich vielleicht einfach Halloween an, das ja nun auch schon einen Monat zurück liegt, aber in meinem letzten Eintrag einfach verschwiegen wurde.

„ You can put lipstick on a pig, it’s still a pig.“ hatte B. Obama im Wahlkampf sehr weise über Gov. Palin aus Alaska gesagt, und um zu zeigen, dass das auch stimmt, habe ich mich also in ein Schwein transformiert, wobei das entsprechende und sehr aufwendige Kostüm vorher in sorgsamer Handarbeit gebastelt wurde. Den Abend habe ich mit Freunden in San Francisco verbracht und so sind wir dann durch die Stadt geschlumpft, haben Bier getrunken und uns Leute angeschaut, die teilweise schrecklich, aber auch lustig und vor allem aufwendig verleidet um die Häuser liefen. Später wurden dann noch eine Art Schweine-Lambada getanzt, Burrito gegessen und mit einigen falschen Mexikanern auf der Strasse lustige Lieder gesunken, deren richtigen Text eigentlich niemand kannte. Anschließend sind wir bereichert mit einer neuen Erfahrung des American-Spirits erschöpft nach Hause gefahren, um schweinisch träumend einzuschlafen…

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Weitere solcher Erfahrungen wurden bei dem Besuch eines Football-Spiels zwischen Univ. of Stanford und Univ. of Southern California (USC) gesammelt. Vor dem Spiel treffen sich Jung und Alt, um erstmal schön zu picknicken, wobei eine Stimmung herrscht, die man ähnlich bei den Formel 1 Übertragungen auf RTL zu sehen bekommt; also haben die Leute je nach Typ Burger und Bier oder auch Truthahn und Champagner mitgebracht, um sich vor dem Station gesellig nieder zu lassen. Die Karten für das Spiel haben Tobias und ich kurzerhand auf dem Schwarzmarkt erstanden, weil das Stadion ansonsten ausverkauft war. Nicht gewusst haben wir leider, dass Studenten eigentlich kostenlos eintreten können, wobei es extra einen Block im Stadium gibt, der zu diesem Zweck vorbehalten ist. Was soll man da sagen, außer „scheiße, ach egal“ und so zumindest denkend haben wir unsere teuer bezahlten Plätze aufgesucht und das anschließende Spektakel beobachtet. Beide Mannschaften bestanden aus kräftigen Burschen mit Helmen und lustigen Hosen und wurden unterstützt von je einer großen Marschkapelle, die im Fall von USC aus einer Horde spartanisch angezogener Krieger und im Fall von Stanford aus einem chaotischen Haufen rumhüpfender Studenten bestand. Zur weiteren Animation der Spieler und der natürlich auch der Zuschauer wurde von einer Schar junger, hübscher Damen ein flottes Tänzchen gecheert, das die vorangegangenen finanziellen Qualen schnell vergessen ließ. Glück mit unseren Karten hatten wir zudem, da unsere Plätze uns ermöglichten mit der Weitspringerin Jackie Edwards und dem Football-Spieler Norm Irgendwas ein schönes Foto zu machen, wobei die Idee zu diesem dadurch angeregt wurde, dass beide an diesem Tag in die Stanford Hall of Fame aufgenommen wurden und sie ihre Sitzplätze direkt neben uns hatten. Zum Ergebnis des Spiels, das an dieser Stelle natürlich schon gar nicht mehr von Bedeutung war, muss man sagen, dass Stanford in den letzten zwei Vierteln ziemlich unter die Räder kam, was selbst dann nicht unbemerkt blieb, wenn man von den Regeln des regen Treibens weniger Ahnung hat als eine Cheerleaderin vom Häkeln. Dass unten auch ein paar Bilder von einem Wasserballspiel zu sehen sind, liegt daran, dass dieses am selben Tag stattfand und wir so auch die Gelegenheit hatten uns diesen Sport einmal anzuschauen.

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Ein anderes sehr schönes Erlebnis war ein Ausflug in der Thanksgiving-Ferienwoche. Ausgeflogen sind Je, Tobias und ich mit Virgin America nach Seattle, wobei wir von dort direkt einen Mietwagen genommen haben, um Grenzen überschreitend nach Vancouver zu fahren.  Ein Motel hatten wir bei Antritt der Reise noch nicht gebucht, aber recht schnell wenig entfernt von Stadtzentrum gefunden. Da es nun schon spät war, die Stimmung gut und nach Unternehmungen lustend, wurde zur weiteren Planung des Abends der junge Mann an der Rezeption gefragt, was denn nun ein guter Ort zum Ausgehen wäre. Es wurde herzlich das Celebrities auf der Davie Street empfohlen, wo heitere Stimmung herrsche sowie das Hingehen lohne. Gesagt getan wurde sich aufgemacht, um ohne es zu wissen einen bekannten Schwulen- und Lesbenclub der Stadt zu besuchen. Aha, da waren wir also, haben uns etwas unsacht an unser Bier gehalten und verhallten mit dem Fuß zum Beat gewippt.  Die Stimmung hat sich aber schnell gelockert und so haben wir uns nach anfänglichem Zögern beim Tanzen auch langsam von der Wand wegbewegt und Männer in Frauenkleidern sehen ja zumindest auch nicht uninteressant aus.

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Nächstmorgendlich sind wir nach einem sparsamen Müsliriegelfrühstück erneut in die Stadt gefahren, haben uns den Stanley Park und die Innenstadt angeschaut, einen deutschen Schokoladenverkäufer kennen gelernt, auf dem Harbour Tower Cocktails getrunken, Schokolade gekauft und Sushi verabendbrotet. Der alles krönende Abschluss war dann das Trinken eines Bubble-Tees in einer Tee-Kneipe in Richmond, nahe Vancouver. Die Bubble-Philosophie folgt der Idee schleimige Bällchen, die an geschmackloses Weingummi erinnern, in einem Mich-Tee Getränk zu versenken. Das ist natürlich Quatsch, aber angeblich in asiatischen Gemeinschaften (in Richmond wohnen ungefähr 90% Chinesen) ein totaler Ankommer.

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Am nächsten Tag sind wir noch etwas herumgebummelt, haben Kaffee getrunken und sind dann zurück nach Seattle gefahren, wo wir in dem Haus von Jes Tante übernachten konnten. Die Begrüßung war koreanisch freundlich, das dargereichte Abendessen sehr lecker und der Schnaps zum Essen auch. Unseren Mietwagen hatten wir schon am vorherigen Abend abgegeben, da sich Jes Onkel bereit zeigte uns ein wenig herumzufahren. 80 Meilen entfernt von Seattle gibt es nun den etwa 4500 Meter hohen Vulkan Mount Rainier. Da Koreaner Berge lieben und keine Distanzen schauen, haben wir uns also nach einem kurzen Besuch der Space Needle, sozusagen des Eifelturms von Seattle, auf den Weg gemacht, um Mount Rainier so weit es eben ging mit dem Auto zu befahren, zu merken, dass das Dach des angepeilten Restaurants leider eingestürzt war und dann wieder zurück zu fahren. So kann man seinen Tag also auch herumbekommen. Abends waren wir wieder in der Stadt, haben im Starbucks Nr. 1 einen Kaffee getrunken und uns dann mit Cara getroffen, die wir Halloween in San Francisco kennen gelernt haben. In der Bar Rendezvous haben wir dann zusammen einen ganz spannenden Abend gehabt, wobei wir an einem Kunstprojekt teilgenommen haben, bei dem Paul Rucker, ein ortsansässiger Künstler, in einer Box sitzend aus seinem Leben erzählt hat, das wesentlich durch seine Jugend als Afroamerikaner in einem der Südstaaten geprägt ist. In diesen ist offener Rassismus noch an der Tagesordnung und umso größer war Pauls Verwunderung über den Wahlsieg von Barack Obama, der natürlich auch ein Zeichen gegen Rassismus ist. Im Laufe der Vorstellung hat sich spontan ein sehr nettes Gespräch zwischen Paul in der Box und uns als einzige Zuschauer ergeben, indem sich auch herausstellte, dass Paul überlegt, eventuell nach Berlin zu ziehen. Man wird sich also vielleicht wieder sehen und das hoffe ich auch für uns, denn ich komme schon am 12.12 wieder nach Deutschland zurück!!

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Man war in Yosemite und es ist gut dort!

Am letzten Wochenende wurde also ein Ausflug in den Yosemite-Nationalpark unternommen. Meine treuen Gefährten auf dieser Reise waren Moon-Il, ein koreanischer Besucher in Stanford, und Tobias. Losgemacht haben wir am Freitagabend, direkt nach der fruchterlichen Arbeit in Moon-Ils flotten Mietwagen, um die Nacht ungefähr eine Stunde von Yosemite entfernt in einem Motel zu verbringen, da wir uns aufgrund fehlender Outdoor-Ausrüstung nicht in der Lage sahen, die Nacht im Freien zu verbringen. Getrübt wurde die Nachtruhe dennoch ein wenig, nicht durch einen hungrigen Bären, sondern durch Moon-Ils lustige Schmatzgeräusche, die sich mit einem lauten Schnarchen paarten und vor allem Tobias den ersehnten Schlaf raubten.

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Mit der Idee einer langen Wanderung im Kopf, sind wir am nächsten Morgen früh aufgestanden und in die aufgehende Sonne hinein in den Park gekurvt. Leider mussten wir dann allerdings von freundlichen Rangersleuten im „Wilderness-Center“ erfahren, dass das so prächtig geplante Stück Wanderweg für einen Tagesausflug zu lang und der angedachte Aufstieg auf den Half Dome Berg ohne die eine Woche zuvor aufgrund des nahenden Winters abmontierten Seile etwas für durchgeknallte Idioten wäre. Wir haben also umgeplant und letztendlich doch den Busfahrer entscheiden lassen, der nun einmal gerade zum Anfang des Viermeilenweges fuhr. Vorher wurde noch schnell ein wenig Sushi für Moon-Il und dick belegte Schnittchen für die germanischen Abenteurer gekauft, um dann, nach dem Schließen der vertrauten Busstüren, nicht unvorbereitet am Rande der John Muir Wilderness zu stehen.

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Neben uns standen, weniger schüchtern aber schwer bepackt, zwei Wanderinnen (Jen und Lesly) aus Neu Mexiko, die ihre geplante sechs Tage Wanderung auf eben gleicher Route beginnen wollten und so haben wir uns also zusammen auf den Weg gemacht, um schon nach ungefähr zwei fröhlich herummarschierten Stunden den ersten Gipfel erklommen zu haben. Von Neu Mexiko wurde auch schönes berichtet, denn dort lebt es sich easy und relaxed, in manchen Teilen schneit es dazu wie bekloppt, aber wer es so mag, der hat es sicher ganz schön.

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Nach einer kurzen Pause haben wir uns auf den Panorama-Pfad begeben und von dort ab ins Tal, wo erst einmal kräftig, kurz aber dafür dünn im kalten Bergwasser gebadet wurde. Anschließend waren es waren noch einige Kilometer bis zu der Wegegabelung, an der sich unsere Wege von denen der wackeren Damen trennten; wir sind zurück in Richtung Yosemite-Village und sie tiefer hinein in die schöne Natur. Unterwegs hatte mir Jen allerdings noch von ihrem Job als Feuerwehrfrau erzählt, der sie sechs Monate im Jahr zum Löschen hemmungsloser Waldbrände zwingt und dafür mit sechs weiteren Monaten Freitzeit beglückt, die sie jetzt in allen Ecken und Enden der USA verbringt.

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Auf dem Rückweg haben wir noch einen Bären und Hirsche sowie einige Wasserfälle gesehen, die ausgedünnt durch die langen Monate der Trockenheit dennoch ein sehr ansehnliches Schauspiel ergaben und sind dann nach dem Abstieg über eine extra lange Treppe ausgelaugt von der etwa 20 kilometrigen Wanderung zurück zu unserem Auto und Startpunkt gekommen. Von dort haben wir uns sogleich in die Sierra Nevada aufgemacht, wo wir vorerst im Dorf Mammoth Lakes ein weiteres Motel für die Nacht aufgesucht haben. Kurz aufgehalten wurde unsere Fahrt noch von einem geplatzten Reifen, der uns aber nur zu einer kleinen Unterbrechung zwingen konnte. Zu Mammoth Lakes selber mag so manch einer erzählen wollen, dass diese Stadt auf einer Seite von hohen Bergen, die zum Wandern, Klettern und Skifahren einladen und auf der anderen Seite von der Wüste umgeben ist und sich dann darüber freuen, wie schön es klingt, wenn man sagen kann, dass man mal dort gewesen ist.

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Nach der so ziemlich fettigsten Pizza aller Zeiten sind wir aber erstmal müde ins Bett gefallen, um die Nacht mit der nun bekannten, gewohnten Geräuschkulisse durchzuträumen. Der Plan für den nächsten Tag war, zunächst einen neuen Reifen zu besorgen, was durch etwas Glück auch an einem Sonntag im örtlichen KFZ-Betrieb ohne schnöde Reibungen vonstatten ging und dann die berüchtigten heißen Quellen der Sierra für ein gemütliches Bad aufzusuchen und so die Anstrengungen des vergangenen Wandertages zu vergessen. Im örtlichen Tourismusbüro wollte man uns allerdings keinen genauen Hinweis geben, da in den vergangenen Jahren wohl schon etliche Touristen in von Ihnen für ein erholsames Bad ausgewählten Quellen grausam gekocht wurden, wenn aber man dennoch den Versuch wagen wolle, auf eigener Faust die Suche fortzusetzen, seinen auch Hunde bitte anzuleinen. Der „Lonely Planet“ Reiseführer, aufgesucht in einem nahen Buchladen, war dagegen zu einer Auskunft bereit und schickte uns auf einen holprigen Pfad hinter den örtlichen Flughafen, wo wir zwar bald ein paar dieser Quellen finden konnten, allerdings von Einheimischen aufgeklärt wurden, dass SIE also das System, das Tourismusbüro oder wer auch immer so ziemlich alles „upgefucked“ haben und nun besser Quellen in der Wüste aufzusuchen seinen, da man, einmal beim Bader erwischt, mit einem Strafgeld zu rechnen habe.

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Gesagt getan, also ab in die Wüste, auf immer holprigeren Pfaden, den Quellen entgegen, die sich allerdings zunächst noch unseren trockenen Augen entzogen. Fast schon aufgegeben, trieb uns schließlich eine letzte Hoffnung zu den Arbeitern auf einer Art Schrottplatz, die uns mit einer piratenkartenähnlichen Beschreibung endlich den Weg ins warme Nass wiesen. Am Ende eines schmalen Pfades fanden wir tatsächlich eine steinerne Badewanne, die aus einem langen Rohr mit heißem Wasser gespeist wurde.

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Nach dem gemütlichen Geplantsche in der einsamen Wüstenweite wurden noch ein paar Seen angeschaut und dann war es an der Zeit sich zu verabschieden, um der alten Tante Rückkehr eine Chance zu geben und vier Stunden später wieder in Palo Alto zu sein.

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In San Diego ist das Wetter schön

Nachdem die letzten Wochen schwungvoll vergangen sind, habe ich durch etwas Glück die Gelegenheit bekommen, ein Wochenende in San Diego zu verbringen. Die Studenten aus meiner Gruppe wurden nämlich von Qualcomm zu einem Tag der offenen Tür eingeladen und auch für mich ist noch kurzfristig ein Platz frei geworden. So wurde also schnell ein Flug gebucht, der Rucksack gepackt und die Fahrt zum Flughafen aufgenommen. Nach einer Nacht im Hotel, dessen Zimmer 201 ich zusammen mit Rajiv für die nächsten drei Nächte bewohnt hatte, sind wir dann mit einem Mietwagen zu der Qualcomm Veranstaltung mit Eventcharakter gefahren, wo wir sehr freundlich mit Frühstück und leckerem Mittagsbuffet bei Laune gehalten wurden, und uns ansonsten mit Vorträgen und Führungen die Zeit, man möchte es so sagen, quasi um die Ohren gehauen haben.

Ich wurde sogar noch vor einer Kamera über das Erlebte und Erleibte befragt und dabei durchaus  freundlich zu Aussagen gedrängt, die vom Veranstalter sicher erfreut aufgenommen werden. Damit war dann der offizielle Teil des San Diego Ausflugs schon wieder vorbei, wobei die Veranstaltung mir insgesamt wirklich super gefallen hat und auch sehr informativ war.

Am selben Abend hat sich ein Teil der Mitreisenden dann im San Diegoär Nachleben umtreiben lassen, wobei es uns leider erst am Schluss gelungen ist, einen Club zu finden, der mit ohrträglicher Musik zum Tanzen eingeladen hat. Vorher habe ich mich dennoch nicht gelangweilt, sondern Bier getrunken und Burritos gegessen.

Eine Besonderheit, die auf den anständigen Charakter der amerikanischen Stadtbevölkerung schließen lässt, war die ca. 500m lange Schlange, die sich vor einem wohl sehr beliebten Club gebildet hatte und die sogar durch eine Ampelkreuzung unterbrochen wurde. Wer schon einmal in der Nacht vor einem nicht allzu christlich gefeierten christlichen Feiertag an dem Eingang der Baggi in Hannover gestanden hat, um sich von anderen Möchtegernbesuchern zerquetschen zu lassen, weiß, welch eine zivilisatorische Überlegenheit sich zumindest in dieser Hinsicht hier andeutet.

Am nächsten Morgen sind wir dann in einer kleinen Gruppe waghalsiger Halunken zum Wellenreiten am Meer gestrandet. Zu diesem Zweck dienliche Bretter und ein schicker Neopren-Anzug wurden für ein paar Stunden ausgeliehen und dann ging es los in die stürmischen Fluten des Ozeans. Wie das ganze dann aussah, lässt sich nicht einmal im Ansatz an dem unteren Bild ableiten, das noch am Strand entstanden ist, wobei es sicher einem geübten und geduldigen Fotographen durchaus gelungen wäre, die zwei Sekunden, die ich wohl insgesamt stehend auf dem Brett verbracht habe in einer Weise festzuhalten, die frei von den Anstrengungen wäre, mit der ich in den nun folgenden Stunden im Wasser gespielt habe. Eine kleine Schmach musste ich hinnehmen, als ich mich einmal sehr weit aufs offene Meer getraut habe und von den dort auf eine Superwelle lauernden Geübtsurfern mit dem Hinweis auf nicht anfängertaugliche Wellendimensionen gleich wieder in die Kinderspielecke geschickt wurde. Spaß gemacht hat es natürlich dennoch.

Am späten Nachmittag haben wir uns noch etwas an der Küste umgetan und einen kleinen Geburtstagkuchen gegessen, der zu einem Drittel vorträglich auch schon meinem Geburtstag ansonsten aber auch den Geburtstagen von Dave und Gonzalo galt. Der Abend wurde dann mit einer müden Gemütlichkeit verbracht, die es erlaubte am nächsten Tag gleich noch einmal durchzustarten. Eigentlich war dabei der Plan, zumindest kurzzeitig die mexikanische Grenze zu überqueren, vor allem eigentlich um bei der zu Smalltalk Zwecken gerne aufkommenden Frage, wo man denn überall schon so gewesen ist, lässig sagen zu können, „… und Mexiko, ja da auch!“. Es wurde dann aber leider doch nichts, weil die Rechnung mit den Pässen meiner Reisebegleiter gemacht wurde, die diese nicht von zuhause mitgebracht hatten. Es ging stattdessen aber noch einmal an den Strand, diesmal zum Kajak fahren und auch San Diego selber wurde noch einmal besucht, wobei ein Ford Mustang Treffen zum Knipsen einer Bilder vor glänzenden Autos genutzt wurde.

Am Abend hatte ich mich dann wieder mit dem Flieger nach San Francisco aufgemacht, wobei ich vom Flughafen eigentlich mit dem Regionalzug nach Hause fahren wollte, dabei allerdings die sonntäglichen Ruhezeiten des Bahnpersonals nicht einberechnet hatte, aus deren Grunde der Betrieb schon eine Stunde vor meiner Ankuft eingestellt wurde. Zu meiner leichten Besorgnis hatte ich zudem auch kein Bargeld mehr dabei, allerdings sehr viel Glück Leute zu treffen, die mir zum einen die Möglichkeit mit dem Bus zu fahren geschildert und zum anderen auch noch die dafür nötige Fahrkarte bezahlt haben. Busfahren erlaubt zudem neue Einblicke in die Vielseitigkeit der amerikanischen Gesellschaft, weil wer es sich leisten kann, wohl eher nicht mit dem Bus fährt. So treten also vor allem benachteiligte, gangstrige, dunkle, alte und arme Gestalten solche Fahrten an, wobei insgesamt eine doch eher traurige und übel riechende Atmosphäre herrscht. Schönerweise hatte ich unterwegs einen anderen Deutschen, Franz, getroffen, der in die gleiche Richtung musste wie ich und mit dem ich dann zusammen am Palo Alto Busbahnhof einen Anschlussbus nach Mountain View ausgemacht hatte. Die Fahrtkosten wurden uns dabei von dem Busfahrer erlassen, weil keiner von uns Kleingeld hatte, um eine weitere Karte zu kaufen. Eine günstige Art zu reisen war das also und in dem zweiten Bus bin ich auch noch mit einer alten obdachlosen Frau, einer Kräuterhexe nicht unähnlich, ins Gespräch gekommen, die von Ihren Vorfahren in Europa erzählt hat, die aus wirklich aller Herren Länder kamen.

So endete der Ausflug nach San Diego von dem ich hier berichten wollte. Von anderen Erlebnissen, die eigentlich zeitlich noch vorher liegen, werde ich dann bald an dieser Stelle erzählen und möchte mich bis dahin sehr für die bisherigen Kommentare bedanken, über die ich mich sehr gefreut habe.

Angekommen im Land der Orangen und des sonnigen Scheins

An dieser Stelle möchte ich in den kommenden Wochen ein wenig von meinen Erlebnissen in Kalifornien erzählen, dazu ein paar Bilder zeigen und mich dann über die sicher zahlreich eingehenden Kommentare und Nachrichten freuen, die durch diesen Blog inspiriert werden.

Ich bin hier, um drei Monate lang an der Stanford Uni in Palo Alto an meiner Masterarbeit zu schreiben. Ich habe schon in Dresden angefangen, an dem Thema zu arbeiten und hoffe, dass sich durch die Kooperation mit Prof. Cioffi einige neue Impulse ergeben, die zu einem erfolgreichen Abschluss beitragen werden.

Aufgebrochen bin ich am 07.09. abends mit einer Mitfahrgelegenheit vom Dresdener Hauptbahnhof zum Flughafen in Frankfurt. Da mein Flieger um 11:00 am nächsten Morgen abhob, war mir der gewünscht entspannte Reisebeginn leider nicht vergönnt und ich musste die die Nacht im Flughafen verbringen. Die ganze Reise wurde dabei durch ungefähr 60kg Gepäck erschwert und so ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass ich etwas müde am Flughafen in San Francisco ankam. Von dort habe ich mich dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Sunnyvale schleppen lassen, wo ich von Vince, dem Freund von Ines, am Bahnhof abgeholt wurde. Dass bei der Erwähnung von Ines und Vince jetzt nicht gleich bei jedem die Glocken läuten, sie vielmehr wohl jedem völlig unbekannt sind, liegt daran, dass ich die beiden vor meiner Reise selbst nur über Hospitalityclub.org kannte. Sie sind aber so super nett und vertrauensselig, dass sie mir gleich für eine Woche ihre Wohnung und sogar ihr Auto überlassen haben. Umso erstaunlicher ist dies, da Ines selber gerade für eine Woche auf einem Workshop war und Vince am nächsten Morgen zu einer Geschäftsreise aufbrach.

So ergab es sich also, dass ich allein aber bewaffnet mit einem Auto in Sunnyvale aufgewacht bin und mich sogleich fleißig wie eine Ameise daran gemacht habe, die Gegend neu zu erkunden. Das neue Erkunden kommt daher, dass ich vor 4 Jahren schon einmal ein Praktikum bei Bosch ganz in der Nähe gemacht habe. Um nicht zu lange allein zu bleiben, habe ich mich also gleich auf dem Weg zu meiner alten Bürolichkeit gemacht und dort nachgeschaut, ob es denn noch Leute dort gibt, die mir nicht unbekannt sind und mich vielleicht sogar wieder erkennen könnten. Als erstes habe ich meinen alten Freund Dave getroffen, der damals wie ich Praktikant war, jetzt aber eine sozialversicherungspflichtige Stelle angenommen und mich sogleich zum Fußballspielen am Abend eingeladen hat.

Die Zeit bis dahin habe ich mich mit Sachen beschäftigt, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, cruisen wahrscheinlich. Wichtig, um die Dramatik der nun folgenden Ereignisse verstehen zu können, scheint es mir allerdings zu erwähnen, dass ich bis dahin eigentlich noch gar keine feste Unterkunft hatte, sondern bei Ines und Vince nur übergangsweise im Wohnzimmer übernachten konnte. Das wirklich unglaublich Übernatürliche war jetzt nämlich, dass Dave nach dem lustreichen gebolze auf mich zugekommen ist, um mich zu fragen, ob ich nicht noch ein Zimmer suche, in seiner WG wäre nämlich für die nächsten drei Monate etwas frei. Und so ist es gänglich zugewesen, dass ich aller Sorgen der nahenden Obdachlosigkeit ledig geworden bin und in einem Haus wohne mit Swimmingpool, Hot-Tub und einer Minibar, die ihresgleichen noch nicht finden konnte.

Die Zeit bis zum Wochenende habe ich dann damit zugebracht, mich schon ein paar Mal nach Stanford zu begeben, einen Ausflug an die Pazifikküste zu machen, zu gehen, zu essen und zu sitzen.

Am Freitag aber bin ich dann mit dem Auto nach San Francisco gefahren, um die Nacht mit Brian, einem anderen Freund aus boschigen Zeiten, zum Tag und dass Leben zu einem einzigen Halligalli zu machen. Wir sind also noch vor den Burgern zum Bier und danach auch dort zurück gekommen; haben dann die Gegend um North Beach mit unserem Erscheinen freudig beglückt und sind nach Kneipenschluss, der hier schon um zwei Uhr ist, wieder nach Hause gegangen.

Das genommene Auto wurde in vorherigen Zeilen nur ganz unschuldig und scheu am Rande erwähnt, dort, am Straßenrande, auch abgestellt, hat mir allerdings am nächsten Morgen ordentlich den Kater vermiest. Als ich nämlich zu eben jeder Stelle zurückgekehrt bin, an der ich am vorherigen Abend bei noch vollem Bewusstsein das Auto geparkt hatte, hat einer dieser freundlichen Herren vom Ordnungsamt den Bordstein rot bemalt und dies als Begründung genug befunden, mir drei Zettel hinter die Scheibenwischer zu klemmen, die mich jetzt zu einer saftigen Zahlung von 215$ auffordern.

Den Nachmittag habe ich dennoch möglichst gut gelaunt in der Stadt verbracht. Lustige Menschen gibt es dort zu sehen, aber auch viele arme. Es gibt sehr hohe Häuser und auch flache, einen Mann der einem durch das hochhalten eines Schildes zu mehr Anstand und sexueller Enthaltsamkeit vor der Ehe ermuntern möchte und dabei einen Zusammenhang zwischen Aids und Masturbation zu erkennen glaubt, den ich so nicht vermutet hätte. Interessant ist in dieser Hinsicht auch das gezeigte Werbeschild, das Babys jetzt zu super günstigen Konditionen anpreist, wobei ich bei diesem Preisverfall wiederum dazu geneigt bin, eine Verbindung zu der von Frau Palin angestrebten Abschaffung des Sexualunterrichts zu sehen.

Dass Kalifornien ein Land der Forschung ist, ja, dass hier wahrscheinlich mehr Nobelpreisträger wohnen als in einem anderen Land der Welt, macht auch der unten gezeigte ambitionierte Erkunder von der Natur und den Dingen deutlich, der allerdings noch Sponsoren sucht, um sein Projekt zu unterstützen. Ansonsten habe ich noch Chinatown, eine Brücke und Leute beim Tanzen gesehen.

Mittlerweile wohne ich in nun meinem neuen Zimmer, mache meine Besuche an der Uni zu einem täglichen Ritual und habe dort auch schon einige nette Leute kennen gelernt. Zum Beispiel auch eine Freundin von Fabian, die er aus Indien kennt, aber eigentlich in Stanford studiert. So bin ich zum Beispiel an das Vergnügen gekommen, an der hervorragenden Wohnheimeverkostung teilhaben zu können. Zu erwähnen ist ansonsten vielleicht noch, dass das Wetter wirklich bombig ist, die Sonne außer nachts eigentlich immer scheint, ich am Mittwoch Nudeln gekocht und Sonntag Brot gebacken habe.

Nach meinen ersten zwei Wochen bin ich nun sehr gespannt, welche Abenteuer die Zukunft noch für mich vorsieht und freue mich natürlich auch schon darauf von diesen hier zu berichten.