Man war in Yosemite und es ist gut dort!

Am letzten Wochenende wurde also ein Ausflug in den Yosemite-Nationalpark unternommen. Meine treuen Gefährten auf dieser Reise waren Moon-Il, ein koreanischer Besucher in Stanford, und Tobias. Losgemacht haben wir am Freitagabend, direkt nach der fruchterlichen Arbeit in Moon-Ils flotten Mietwagen, um die Nacht ungefähr eine Stunde von Yosemite entfernt in einem Motel zu verbringen, da wir uns aufgrund fehlender Outdoor-Ausrüstung nicht in der Lage sahen, die Nacht im Freien zu verbringen. Getrübt wurde die Nachtruhe dennoch ein wenig, nicht durch einen hungrigen Bären, sondern durch Moon-Ils lustige Schmatzgeräusche, die sich mit einem lauten Schnarchen paarten und vor allem Tobias den ersehnten Schlaf raubten.

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Mit der Idee einer langen Wanderung im Kopf, sind wir am nächsten Morgen früh aufgestanden und in die aufgehende Sonne hinein in den Park gekurvt. Leider mussten wir dann allerdings von freundlichen Rangersleuten im „Wilderness-Center“ erfahren, dass das so prächtig geplante Stück Wanderweg für einen Tagesausflug zu lang und der angedachte Aufstieg auf den Half Dome Berg ohne die eine Woche zuvor aufgrund des nahenden Winters abmontierten Seile etwas für durchgeknallte Idioten wäre. Wir haben also umgeplant und letztendlich doch den Busfahrer entscheiden lassen, der nun einmal gerade zum Anfang des Viermeilenweges fuhr. Vorher wurde noch schnell ein wenig Sushi für Moon-Il und dick belegte Schnittchen für die germanischen Abenteurer gekauft, um dann, nach dem Schließen der vertrauten Busstüren, nicht unvorbereitet am Rande der John Muir Wilderness zu stehen.

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Neben uns standen, weniger schüchtern aber schwer bepackt, zwei Wanderinnen (Jen und Lesly) aus Neu Mexiko, die ihre geplante sechs Tage Wanderung auf eben gleicher Route beginnen wollten und so haben wir uns also zusammen auf den Weg gemacht, um schon nach ungefähr zwei fröhlich herummarschierten Stunden den ersten Gipfel erklommen zu haben. Von Neu Mexiko wurde auch schönes berichtet, denn dort lebt es sich easy und relaxed, in manchen Teilen schneit es dazu wie bekloppt, aber wer es so mag, der hat es sicher ganz schön.

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Nach einer kurzen Pause haben wir uns auf den Panorama-Pfad begeben und von dort ab ins Tal, wo erst einmal kräftig, kurz aber dafür dünn im kalten Bergwasser gebadet wurde. Anschließend waren es waren noch einige Kilometer bis zu der Wegegabelung, an der sich unsere Wege von denen der wackeren Damen trennten; wir sind zurück in Richtung Yosemite-Village und sie tiefer hinein in die schöne Natur. Unterwegs hatte mir Jen allerdings noch von ihrem Job als Feuerwehrfrau erzählt, der sie sechs Monate im Jahr zum Löschen hemmungsloser Waldbrände zwingt und dafür mit sechs weiteren Monaten Freitzeit beglückt, die sie jetzt in allen Ecken und Enden der USA verbringt.

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Auf dem Rückweg haben wir noch einen Bären und Hirsche sowie einige Wasserfälle gesehen, die ausgedünnt durch die langen Monate der Trockenheit dennoch ein sehr ansehnliches Schauspiel ergaben und sind dann nach dem Abstieg über eine extra lange Treppe ausgelaugt von der etwa 20 kilometrigen Wanderung zurück zu unserem Auto und Startpunkt gekommen. Von dort haben wir uns sogleich in die Sierra Nevada aufgemacht, wo wir vorerst im Dorf Mammoth Lakes ein weiteres Motel für die Nacht aufgesucht haben. Kurz aufgehalten wurde unsere Fahrt noch von einem geplatzten Reifen, der uns aber nur zu einer kleinen Unterbrechung zwingen konnte. Zu Mammoth Lakes selber mag so manch einer erzählen wollen, dass diese Stadt auf einer Seite von hohen Bergen, die zum Wandern, Klettern und Skifahren einladen und auf der anderen Seite von der Wüste umgeben ist und sich dann darüber freuen, wie schön es klingt, wenn man sagen kann, dass man mal dort gewesen ist.

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Nach der so ziemlich fettigsten Pizza aller Zeiten sind wir aber erstmal müde ins Bett gefallen, um die Nacht mit der nun bekannten, gewohnten Geräuschkulisse durchzuträumen. Der Plan für den nächsten Tag war, zunächst einen neuen Reifen zu besorgen, was durch etwas Glück auch an einem Sonntag im örtlichen KFZ-Betrieb ohne schnöde Reibungen vonstatten ging und dann die berüchtigten heißen Quellen der Sierra für ein gemütliches Bad aufzusuchen und so die Anstrengungen des vergangenen Wandertages zu vergessen. Im örtlichen Tourismusbüro wollte man uns allerdings keinen genauen Hinweis geben, da in den vergangenen Jahren wohl schon etliche Touristen in von Ihnen für ein erholsames Bad ausgewählten Quellen grausam gekocht wurden, wenn aber man dennoch den Versuch wagen wolle, auf eigener Faust die Suche fortzusetzen, seinen auch Hunde bitte anzuleinen. Der „Lonely Planet“ Reiseführer, aufgesucht in einem nahen Buchladen, war dagegen zu einer Auskunft bereit und schickte uns auf einen holprigen Pfad hinter den örtlichen Flughafen, wo wir zwar bald ein paar dieser Quellen finden konnten, allerdings von Einheimischen aufgeklärt wurden, dass SIE also das System, das Tourismusbüro oder wer auch immer so ziemlich alles „upgefucked“ haben und nun besser Quellen in der Wüste aufzusuchen seinen, da man, einmal beim Bader erwischt, mit einem Strafgeld zu rechnen habe.

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Gesagt getan, also ab in die Wüste, auf immer holprigeren Pfaden, den Quellen entgegen, die sich allerdings zunächst noch unseren trockenen Augen entzogen. Fast schon aufgegeben, trieb uns schließlich eine letzte Hoffnung zu den Arbeitern auf einer Art Schrottplatz, die uns mit einer piratenkartenähnlichen Beschreibung endlich den Weg ins warme Nass wiesen. Am Ende eines schmalen Pfades fanden wir tatsächlich eine steinerne Badewanne, die aus einem langen Rohr mit heißem Wasser gespeist wurde.

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Nach dem gemütlichen Geplantsche in der einsamen Wüstenweite wurden noch ein paar Seen angeschaut und dann war es an der Zeit sich zu verabschieden, um der alten Tante Rückkehr eine Chance zu geben und vier Stunden später wieder in Palo Alto zu sein.

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2 Antworten zu “Man war in Yosemite und es ist gut dort!

  1. Wieder wunderbar geschrieben und die Fotos sind auch wieder klasse. Hatte wieder viel Spaß beim Lesen. So bekommt man auch in der Heimat ein paar schöne Eindrücke von dem, was Du alles so erlebst und unternimmst. Viel Spaß weiterhin

    Mama

  2. Hi youngsoc,

    Du hast eigentlich den Beruf verfehlt. Nach diesen tollen Berichten mit den grandiosen Bildern solltest Du überlegen, Reiseberichterstatter zu werden. Damit kann man nicht nur Geld verdienen, sondern auch noch die schöne weite Welt bereisen. Fahr doch mal zum Südpol und fotografiere balzende Pinguine und hochschwangere Potwale. Herzliche Grüße aus dem grauen, kalten, nassen Norddeutschland sendet Dir Oldsoc. Ich gräme mich aber nicht, denn ich sitze auf gepackten Koffern, um unsere Türkeirundreise anzutreten.

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