In San Diego ist das Wetter schön

Nachdem die letzten Wochen schwungvoll vergangen sind, habe ich durch etwas Glück die Gelegenheit bekommen, ein Wochenende in San Diego zu verbringen. Die Studenten aus meiner Gruppe wurden nämlich von Qualcomm zu einem Tag der offenen Tür eingeladen und auch für mich ist noch kurzfristig ein Platz frei geworden. So wurde also schnell ein Flug gebucht, der Rucksack gepackt und die Fahrt zum Flughafen aufgenommen. Nach einer Nacht im Hotel, dessen Zimmer 201 ich zusammen mit Rajiv für die nächsten drei Nächte bewohnt hatte, sind wir dann mit einem Mietwagen zu der Qualcomm Veranstaltung mit Eventcharakter gefahren, wo wir sehr freundlich mit Frühstück und leckerem Mittagsbuffet bei Laune gehalten wurden, und uns ansonsten mit Vorträgen und Führungen die Zeit, man möchte es so sagen, quasi um die Ohren gehauen haben.

Ich wurde sogar noch vor einer Kamera über das Erlebte und Erleibte befragt und dabei durchaus  freundlich zu Aussagen gedrängt, die vom Veranstalter sicher erfreut aufgenommen werden. Damit war dann der offizielle Teil des San Diego Ausflugs schon wieder vorbei, wobei die Veranstaltung mir insgesamt wirklich super gefallen hat und auch sehr informativ war.

Am selben Abend hat sich ein Teil der Mitreisenden dann im San Diegoär Nachleben umtreiben lassen, wobei es uns leider erst am Schluss gelungen ist, einen Club zu finden, der mit ohrträglicher Musik zum Tanzen eingeladen hat. Vorher habe ich mich dennoch nicht gelangweilt, sondern Bier getrunken und Burritos gegessen.

Eine Besonderheit, die auf den anständigen Charakter der amerikanischen Stadtbevölkerung schließen lässt, war die ca. 500m lange Schlange, die sich vor einem wohl sehr beliebten Club gebildet hatte und die sogar durch eine Ampelkreuzung unterbrochen wurde. Wer schon einmal in der Nacht vor einem nicht allzu christlich gefeierten christlichen Feiertag an dem Eingang der Baggi in Hannover gestanden hat, um sich von anderen Möchtegernbesuchern zerquetschen zu lassen, weiß, welch eine zivilisatorische Überlegenheit sich zumindest in dieser Hinsicht hier andeutet.

Am nächsten Morgen sind wir dann in einer kleinen Gruppe waghalsiger Halunken zum Wellenreiten am Meer gestrandet. Zu diesem Zweck dienliche Bretter und ein schicker Neopren-Anzug wurden für ein paar Stunden ausgeliehen und dann ging es los in die stürmischen Fluten des Ozeans. Wie das ganze dann aussah, lässt sich nicht einmal im Ansatz an dem unteren Bild ableiten, das noch am Strand entstanden ist, wobei es sicher einem geübten und geduldigen Fotographen durchaus gelungen wäre, die zwei Sekunden, die ich wohl insgesamt stehend auf dem Brett verbracht habe in einer Weise festzuhalten, die frei von den Anstrengungen wäre, mit der ich in den nun folgenden Stunden im Wasser gespielt habe. Eine kleine Schmach musste ich hinnehmen, als ich mich einmal sehr weit aufs offene Meer getraut habe und von den dort auf eine Superwelle lauernden Geübtsurfern mit dem Hinweis auf nicht anfängertaugliche Wellendimensionen gleich wieder in die Kinderspielecke geschickt wurde. Spaß gemacht hat es natürlich dennoch.

Am späten Nachmittag haben wir uns noch etwas an der Küste umgetan und einen kleinen Geburtstagkuchen gegessen, der zu einem Drittel vorträglich auch schon meinem Geburtstag ansonsten aber auch den Geburtstagen von Dave und Gonzalo galt. Der Abend wurde dann mit einer müden Gemütlichkeit verbracht, die es erlaubte am nächsten Tag gleich noch einmal durchzustarten. Eigentlich war dabei der Plan, zumindest kurzzeitig die mexikanische Grenze zu überqueren, vor allem eigentlich um bei der zu Smalltalk Zwecken gerne aufkommenden Frage, wo man denn überall schon so gewesen ist, lässig sagen zu können, „… und Mexiko, ja da auch!“. Es wurde dann aber leider doch nichts, weil die Rechnung mit den Pässen meiner Reisebegleiter gemacht wurde, die diese nicht von zuhause mitgebracht hatten. Es ging stattdessen aber noch einmal an den Strand, diesmal zum Kajak fahren und auch San Diego selber wurde noch einmal besucht, wobei ein Ford Mustang Treffen zum Knipsen einer Bilder vor glänzenden Autos genutzt wurde.

Am Abend hatte ich mich dann wieder mit dem Flieger nach San Francisco aufgemacht, wobei ich vom Flughafen eigentlich mit dem Regionalzug nach Hause fahren wollte, dabei allerdings die sonntäglichen Ruhezeiten des Bahnpersonals nicht einberechnet hatte, aus deren Grunde der Betrieb schon eine Stunde vor meiner Ankuft eingestellt wurde. Zu meiner leichten Besorgnis hatte ich zudem auch kein Bargeld mehr dabei, allerdings sehr viel Glück Leute zu treffen, die mir zum einen die Möglichkeit mit dem Bus zu fahren geschildert und zum anderen auch noch die dafür nötige Fahrkarte bezahlt haben. Busfahren erlaubt zudem neue Einblicke in die Vielseitigkeit der amerikanischen Gesellschaft, weil wer es sich leisten kann, wohl eher nicht mit dem Bus fährt. So treten also vor allem benachteiligte, gangstrige, dunkle, alte und arme Gestalten solche Fahrten an, wobei insgesamt eine doch eher traurige und übel riechende Atmosphäre herrscht. Schönerweise hatte ich unterwegs einen anderen Deutschen, Franz, getroffen, der in die gleiche Richtung musste wie ich und mit dem ich dann zusammen am Palo Alto Busbahnhof einen Anschlussbus nach Mountain View ausgemacht hatte. Die Fahrtkosten wurden uns dabei von dem Busfahrer erlassen, weil keiner von uns Kleingeld hatte, um eine weitere Karte zu kaufen. Eine günstige Art zu reisen war das also und in dem zweiten Bus bin ich auch noch mit einer alten obdachlosen Frau, einer Kräuterhexe nicht unähnlich, ins Gespräch gekommen, die von Ihren Vorfahren in Europa erzählt hat, die aus wirklich aller Herren Länder kamen.

So endete der Ausflug nach San Diego von dem ich hier berichten wollte. Von anderen Erlebnissen, die eigentlich zeitlich noch vorher liegen, werde ich dann bald an dieser Stelle erzählen und möchte mich bis dahin sehr für die bisherigen Kommentare bedanken, über die ich mich sehr gefreut habe.

2 Antworten zu “In San Diego ist das Wetter schön

  1. so, dann mal alles gute nachträglich zum geburtstag, nech! auf dass er weiterhin glücklich & gesund bleibt und schnell reich & berühmt wird!!

    Bon anniversaire!!

  2. Micha, alter Junge, schöner Bericht, aber die peinliche Erkenntnis, dass ich gar nicht über dein Älterwerden informiert war. Also wünsche ich dir jetzt nachträglich alles Gute zum Geburtstag. Hoffe du hast dann noch einen eigenen Kuchen bekommen und dich ordentlich an der Minibar vergriffen.
    Viele Grüße,
    Fabian

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