Angekommen im Land der Orangen und des sonnigen Scheins

An dieser Stelle möchte ich in den kommenden Wochen ein wenig von meinen Erlebnissen in Kalifornien erzählen, dazu ein paar Bilder zeigen und mich dann über die sicher zahlreich eingehenden Kommentare und Nachrichten freuen, die durch diesen Blog inspiriert werden.

Ich bin hier, um drei Monate lang an der Stanford Uni in Palo Alto an meiner Masterarbeit zu schreiben. Ich habe schon in Dresden angefangen, an dem Thema zu arbeiten und hoffe, dass sich durch die Kooperation mit Prof. Cioffi einige neue Impulse ergeben, die zu einem erfolgreichen Abschluss beitragen werden.

Aufgebrochen bin ich am 07.09. abends mit einer Mitfahrgelegenheit vom Dresdener Hauptbahnhof zum Flughafen in Frankfurt. Da mein Flieger um 11:00 am nächsten Morgen abhob, war mir der gewünscht entspannte Reisebeginn leider nicht vergönnt und ich musste die die Nacht im Flughafen verbringen. Die ganze Reise wurde dabei durch ungefähr 60kg Gepäck erschwert und so ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass ich etwas müde am Flughafen in San Francisco ankam. Von dort habe ich mich dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Sunnyvale schleppen lassen, wo ich von Vince, dem Freund von Ines, am Bahnhof abgeholt wurde. Dass bei der Erwähnung von Ines und Vince jetzt nicht gleich bei jedem die Glocken läuten, sie vielmehr wohl jedem völlig unbekannt sind, liegt daran, dass ich die beiden vor meiner Reise selbst nur über Hospitalityclub.org kannte. Sie sind aber so super nett und vertrauensselig, dass sie mir gleich für eine Woche ihre Wohnung und sogar ihr Auto überlassen haben. Umso erstaunlicher ist dies, da Ines selber gerade für eine Woche auf einem Workshop war und Vince am nächsten Morgen zu einer Geschäftsreise aufbrach.

So ergab es sich also, dass ich allein aber bewaffnet mit einem Auto in Sunnyvale aufgewacht bin und mich sogleich fleißig wie eine Ameise daran gemacht habe, die Gegend neu zu erkunden. Das neue Erkunden kommt daher, dass ich vor 4 Jahren schon einmal ein Praktikum bei Bosch ganz in der Nähe gemacht habe. Um nicht zu lange allein zu bleiben, habe ich mich also gleich auf dem Weg zu meiner alten Bürolichkeit gemacht und dort nachgeschaut, ob es denn noch Leute dort gibt, die mir nicht unbekannt sind und mich vielleicht sogar wieder erkennen könnten. Als erstes habe ich meinen alten Freund Dave getroffen, der damals wie ich Praktikant war, jetzt aber eine sozialversicherungspflichtige Stelle angenommen und mich sogleich zum Fußballspielen am Abend eingeladen hat.

Die Zeit bis dahin habe ich mich mit Sachen beschäftigt, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, cruisen wahrscheinlich. Wichtig, um die Dramatik der nun folgenden Ereignisse verstehen zu können, scheint es mir allerdings zu erwähnen, dass ich bis dahin eigentlich noch gar keine feste Unterkunft hatte, sondern bei Ines und Vince nur übergangsweise im Wohnzimmer übernachten konnte. Das wirklich unglaublich Übernatürliche war jetzt nämlich, dass Dave nach dem lustreichen gebolze auf mich zugekommen ist, um mich zu fragen, ob ich nicht noch ein Zimmer suche, in seiner WG wäre nämlich für die nächsten drei Monate etwas frei. Und so ist es gänglich zugewesen, dass ich aller Sorgen der nahenden Obdachlosigkeit ledig geworden bin und in einem Haus wohne mit Swimmingpool, Hot-Tub und einer Minibar, die ihresgleichen noch nicht finden konnte.

Die Zeit bis zum Wochenende habe ich dann damit zugebracht, mich schon ein paar Mal nach Stanford zu begeben, einen Ausflug an die Pazifikküste zu machen, zu gehen, zu essen und zu sitzen.

Am Freitag aber bin ich dann mit dem Auto nach San Francisco gefahren, um die Nacht mit Brian, einem anderen Freund aus boschigen Zeiten, zum Tag und dass Leben zu einem einzigen Halligalli zu machen. Wir sind also noch vor den Burgern zum Bier und danach auch dort zurück gekommen; haben dann die Gegend um North Beach mit unserem Erscheinen freudig beglückt und sind nach Kneipenschluss, der hier schon um zwei Uhr ist, wieder nach Hause gegangen.

Das genommene Auto wurde in vorherigen Zeilen nur ganz unschuldig und scheu am Rande erwähnt, dort, am Straßenrande, auch abgestellt, hat mir allerdings am nächsten Morgen ordentlich den Kater vermiest. Als ich nämlich zu eben jeder Stelle zurückgekehrt bin, an der ich am vorherigen Abend bei noch vollem Bewusstsein das Auto geparkt hatte, hat einer dieser freundlichen Herren vom Ordnungsamt den Bordstein rot bemalt und dies als Begründung genug befunden, mir drei Zettel hinter die Scheibenwischer zu klemmen, die mich jetzt zu einer saftigen Zahlung von 215$ auffordern.

Den Nachmittag habe ich dennoch möglichst gut gelaunt in der Stadt verbracht. Lustige Menschen gibt es dort zu sehen, aber auch viele arme. Es gibt sehr hohe Häuser und auch flache, einen Mann der einem durch das hochhalten eines Schildes zu mehr Anstand und sexueller Enthaltsamkeit vor der Ehe ermuntern möchte und dabei einen Zusammenhang zwischen Aids und Masturbation zu erkennen glaubt, den ich so nicht vermutet hätte. Interessant ist in dieser Hinsicht auch das gezeigte Werbeschild, das Babys jetzt zu super günstigen Konditionen anpreist, wobei ich bei diesem Preisverfall wiederum dazu geneigt bin, eine Verbindung zu der von Frau Palin angestrebten Abschaffung des Sexualunterrichts zu sehen.

Dass Kalifornien ein Land der Forschung ist, ja, dass hier wahrscheinlich mehr Nobelpreisträger wohnen als in einem anderen Land der Welt, macht auch der unten gezeigte ambitionierte Erkunder von der Natur und den Dingen deutlich, der allerdings noch Sponsoren sucht, um sein Projekt zu unterstützen. Ansonsten habe ich noch Chinatown, eine Brücke und Leute beim Tanzen gesehen.

Mittlerweile wohne ich in nun meinem neuen Zimmer, mache meine Besuche an der Uni zu einem täglichen Ritual und habe dort auch schon einige nette Leute kennen gelernt. Zum Beispiel auch eine Freundin von Fabian, die er aus Indien kennt, aber eigentlich in Stanford studiert. So bin ich zum Beispiel an das Vergnügen gekommen, an der hervorragenden Wohnheimeverkostung teilhaben zu können. Zu erwähnen ist ansonsten vielleicht noch, dass das Wetter wirklich bombig ist, die Sonne außer nachts eigentlich immer scheint, ich am Mittwoch Nudeln gekocht und Sonntag Brot gebacken habe.

Nach meinen ersten zwei Wochen bin ich nun sehr gespannt, welche Abenteuer die Zukunft noch für mich vorsieht und freue mich natürlich auch schon darauf von diesen hier zu berichten.

9 Antworten zu “Angekommen im Land der Orangen und des sonnigen Scheins

  1. Michbeck!!

    Das klingt ja alles fantastisch und äusserst interessant!!! Habe staunend deinen Bericht über die ersten Tage in Amiland gelesen; da passiert ja in einer Woche mehr als anderswo im ganzen Jahr! Schön, dass das alles einigermassen reibunglos geklappt hat!

    Gib doch die 215$ nicht dem Staate SF, sondern dem Nachwuchsforscher für ‚research‘ 😉

    Grüsse aus Paris
    Pete

  2. Irgendwie fehlt mir Kalifornien doch noch…kenne die meisten Plaetze auf den Bildern…hmpf 🙂 Geniesse die Zeit! Gruesse, Thomas

  3. Micha!!!!

    das liest sich ja spitze! Klingt nach einem super Start. Und das sind ja beste Studienvoraussetzungen: Swimming-Pool, „Mini“-bar und Hot-tub :)….was will man mehr? Genieß die Zeit und schreib weiter fleißig! Achja und cool, dass du dich mit Cindy getroffen hast.

    Grüße aus Chennai,
    der Fab

    P.S.: Lass es uns bald mal wieder mit Skype probieren (haben jetzt auch wieder länger Internet) und hoffen, dass nicht wieder alle Studenten hier gleichzeitig die Leitung besetzen.

  4. Michi, beim Lesen deines spannenden, bildtechnisch wie literarisch hochwertigen Blogs bekomme ich den Eindruck nicht los, dass Du Dich immer mehr einigen deiner wunderbar verrückten Romanhelden angenähert haben musst, ja inzwischen selbst ein großartiger bist!
    Wo bleibt bleibt der 2. Teil?

    Viele Grüße an Dich aus Dresden! Jannek

  5. Nicer Shice, Du trinkst das Leben mal wieder aus den großen Dosen, wa?
    Keen to read more!
    Habe nun auch mal beschlossen, richtig zu studieren…die Uni Göttingen möge mich zum Staatsexamen führen. Ma schaun was dann kommt, den Master of Alcohol habe ich ja schon, wobei ich bei nem Besuch bei Pete mal fragen wollte ob man da noch ne Promotion in Rotwein-Degustation drauflegen kann. Stay on fire!

  6. Hola,
    feliz cumple!!! Espero que te passes bién?!
    Viajes muche, he?

    Te deseo un tiempo bueno al otro lado del mundo ;O).

    Stefanie

  7. Ich stimme dem Kommentar von Janneck ausdrücklich zu und frage auch mich, wo denn der zweite, dritte, vierte, etc. Teil bleibt?

  8. Hallo Micha !!

    Der trübe Alltag im Rathaus von Isernhagen wurde schon von deinen Berichten aus Prag aufgehellt.
    Deshalb freue ich mich um so mehr auf eine Fortsetzung aus Amiland.

    Viel Spaß noch !!!!

  9. sophie und susi

    he micha,wir haben jetzt auch schon deinen blog entdeckt uns uns köstlich amüsiert.schön dass du bald wiederkommst, ihr seid in unserem neuen zu hause herzlich zum plätzchenbacken eingeladen!samstag den 20. nachmittags- wir wohnen jetzt in der friedrichstadt-berliner str.24
    gute reise!
    sop und sus

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