Halloween, Football und ein Besuch in Kanada

In den letzten Wochen ist einiges passiert; es wurde ein neuer Präsident gewählt und es war Halloween; ich war bei einem Football-Spiel und in Seattle und in Vancouver, hatte meine Zwischenverteidigung der Masterarbeit – also viel Arbeit, aber auch eine gute Zeit. Chronologisch bin ich zwar etwas durcheinander gekommen, aber mit meiner Erzählung fange ich vielleicht einfach Halloween an, das ja nun auch schon einen Monat zurück liegt, aber in meinem letzten Eintrag einfach verschwiegen wurde.

„ You can put lipstick on a pig, it’s still a pig.“ hatte B. Obama im Wahlkampf sehr weise über Gov. Palin aus Alaska gesagt, und um zu zeigen, dass das auch stimmt, habe ich mich also in ein Schwein transformiert, wobei das entsprechende und sehr aufwendige Kostüm vorher in sorgsamer Handarbeit gebastelt wurde. Den Abend habe ich mit Freunden in San Francisco verbracht und so sind wir dann durch die Stadt geschlumpft, haben Bier getrunken und uns Leute angeschaut, die teilweise schrecklich, aber auch lustig und vor allem aufwendig verleidet um die Häuser liefen. Später wurden dann noch eine Art Schweine-Lambada getanzt, Burrito gegessen und mit einigen falschen Mexikanern auf der Strasse lustige Lieder gesunken, deren richtigen Text eigentlich niemand kannte. Anschließend sind wir bereichert mit einer neuen Erfahrung des American-Spirits erschöpft nach Hause gefahren, um schweinisch träumend einzuschlafen…

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Weitere solcher Erfahrungen wurden bei dem Besuch eines Football-Spiels zwischen Univ. of Stanford und Univ. of Southern California (USC) gesammelt. Vor dem Spiel treffen sich Jung und Alt, um erstmal schön zu picknicken, wobei eine Stimmung herrscht, die man ähnlich bei den Formel 1 Übertragungen auf RTL zu sehen bekommt; also haben die Leute je nach Typ Burger und Bier oder auch Truthahn und Champagner mitgebracht, um sich vor dem Station gesellig nieder zu lassen. Die Karten für das Spiel haben Tobias und ich kurzerhand auf dem Schwarzmarkt erstanden, weil das Stadion ansonsten ausverkauft war. Nicht gewusst haben wir leider, dass Studenten eigentlich kostenlos eintreten können, wobei es extra einen Block im Stadium gibt, der zu diesem Zweck vorbehalten ist. Was soll man da sagen, außer „scheiße, ach egal“ und so zumindest denkend haben wir unsere teuer bezahlten Plätze aufgesucht und das anschließende Spektakel beobachtet. Beide Mannschaften bestanden aus kräftigen Burschen mit Helmen und lustigen Hosen und wurden unterstützt von je einer großen Marschkapelle, die im Fall von USC aus einer Horde spartanisch angezogener Krieger und im Fall von Stanford aus einem chaotischen Haufen rumhüpfender Studenten bestand. Zur weiteren Animation der Spieler und der natürlich auch der Zuschauer wurde von einer Schar junger, hübscher Damen ein flottes Tänzchen gecheert, das die vorangegangenen finanziellen Qualen schnell vergessen ließ. Glück mit unseren Karten hatten wir zudem, da unsere Plätze uns ermöglichten mit der Weitspringerin Jackie Edwards und dem Football-Spieler Norm Irgendwas ein schönes Foto zu machen, wobei die Idee zu diesem dadurch angeregt wurde, dass beide an diesem Tag in die Stanford Hall of Fame aufgenommen wurden und sie ihre Sitzplätze direkt neben uns hatten. Zum Ergebnis des Spiels, das an dieser Stelle natürlich schon gar nicht mehr von Bedeutung war, muss man sagen, dass Stanford in den letzten zwei Vierteln ziemlich unter die Räder kam, was selbst dann nicht unbemerkt blieb, wenn man von den Regeln des regen Treibens weniger Ahnung hat als eine Cheerleaderin vom Häkeln. Dass unten auch ein paar Bilder von einem Wasserballspiel zu sehen sind, liegt daran, dass dieses am selben Tag stattfand und wir so auch die Gelegenheit hatten uns diesen Sport einmal anzuschauen.

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Ein anderes sehr schönes Erlebnis war ein Ausflug in der Thanksgiving-Ferienwoche. Ausgeflogen sind Je, Tobias und ich mit Virgin America nach Seattle, wobei wir von dort direkt einen Mietwagen genommen haben, um Grenzen überschreitend nach Vancouver zu fahren.  Ein Motel hatten wir bei Antritt der Reise noch nicht gebucht, aber recht schnell wenig entfernt von Stadtzentrum gefunden. Da es nun schon spät war, die Stimmung gut und nach Unternehmungen lustend, wurde zur weiteren Planung des Abends der junge Mann an der Rezeption gefragt, was denn nun ein guter Ort zum Ausgehen wäre. Es wurde herzlich das Celebrities auf der Davie Street empfohlen, wo heitere Stimmung herrsche sowie das Hingehen lohne. Gesagt getan wurde sich aufgemacht, um ohne es zu wissen einen bekannten Schwulen- und Lesbenclub der Stadt zu besuchen. Aha, da waren wir also, haben uns etwas unsacht an unser Bier gehalten und verhallten mit dem Fuß zum Beat gewippt.  Die Stimmung hat sich aber schnell gelockert und so haben wir uns nach anfänglichem Zögern beim Tanzen auch langsam von der Wand wegbewegt und Männer in Frauenkleidern sehen ja zumindest auch nicht uninteressant aus.

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Nächstmorgendlich sind wir nach einem sparsamen Müsliriegelfrühstück erneut in die Stadt gefahren, haben uns den Stanley Park und die Innenstadt angeschaut, einen deutschen Schokoladenverkäufer kennen gelernt, auf dem Harbour Tower Cocktails getrunken, Schokolade gekauft und Sushi verabendbrotet. Der alles krönende Abschluss war dann das Trinken eines Bubble-Tees in einer Tee-Kneipe in Richmond, nahe Vancouver. Die Bubble-Philosophie folgt der Idee schleimige Bällchen, die an geschmackloses Weingummi erinnern, in einem Mich-Tee Getränk zu versenken. Das ist natürlich Quatsch, aber angeblich in asiatischen Gemeinschaften (in Richmond wohnen ungefähr 90% Chinesen) ein totaler Ankommer.

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Am nächsten Tag sind wir noch etwas herumgebummelt, haben Kaffee getrunken und sind dann zurück nach Seattle gefahren, wo wir in dem Haus von Jes Tante übernachten konnten. Die Begrüßung war koreanisch freundlich, das dargereichte Abendessen sehr lecker und der Schnaps zum Essen auch. Unseren Mietwagen hatten wir schon am vorherigen Abend abgegeben, da sich Jes Onkel bereit zeigte uns ein wenig herumzufahren. 80 Meilen entfernt von Seattle gibt es nun den etwa 4500 Meter hohen Vulkan Mount Rainier. Da Koreaner Berge lieben und keine Distanzen schauen, haben wir uns also nach einem kurzen Besuch der Space Needle, sozusagen des Eifelturms von Seattle, auf den Weg gemacht, um Mount Rainier so weit es eben ging mit dem Auto zu befahren, zu merken, dass das Dach des angepeilten Restaurants leider eingestürzt war und dann wieder zurück zu fahren. So kann man seinen Tag also auch herumbekommen. Abends waren wir wieder in der Stadt, haben im Starbucks Nr. 1 einen Kaffee getrunken und uns dann mit Cara getroffen, die wir Halloween in San Francisco kennen gelernt haben. In der Bar Rendezvous haben wir dann zusammen einen ganz spannenden Abend gehabt, wobei wir an einem Kunstprojekt teilgenommen haben, bei dem Paul Rucker, ein ortsansässiger Künstler, in einer Box sitzend aus seinem Leben erzählt hat, das wesentlich durch seine Jugend als Afroamerikaner in einem der Südstaaten geprägt ist. In diesen ist offener Rassismus noch an der Tagesordnung und umso größer war Pauls Verwunderung über den Wahlsieg von Barack Obama, der natürlich auch ein Zeichen gegen Rassismus ist. Im Laufe der Vorstellung hat sich spontan ein sehr nettes Gespräch zwischen Paul in der Box und uns als einzige Zuschauer ergeben, indem sich auch herausstellte, dass Paul überlegt, eventuell nach Berlin zu ziehen. Man wird sich also vielleicht wieder sehen und das hoffe ich auch für uns, denn ich komme schon am 12.12 wieder nach Deutschland zurück!!

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